Energiewende vor Ort

Bild von Roy Buri auf Pixabay

Bis zum Jahr 2030 wollen wir GRÜNE den kompletten Stromverbrauch in Bayern auf 100 Prozent erneuerbare Energie umstellen.

Den Kommunen kommt dabei eine Schlüsselfunktion zu. Kommunen entscheiden maßgeblich mit, ob es attraktive Alternativen zum Auto gibt, ob saubere Energie erzeugt und angeboten werden, welche Hilfestellungen und Beratungen die Bürgerinnen und Bürger bekommen. Die Infrastruktur für Strom, Wärme und Mobilität, gehört zu den ureigenen Aufgabengebieten der Kommunen. Die Kommunen haben auch den kürzesten Draht zu den Bürger*innen, beraten und motivieren sie, sind für deren Versorgung zuständig und können gleichzeitig bei den eigenen Liegenschaften, Versorgungsanlagen und Bauwerken eigenverantwortlich handeln und mit guten Beispielen vorangehen.

Das möchten wir auch für Mering erreichen, das leider im Landkreisvergleich bei der Deckung des Energiebedarfs durch  erneuerbare Energien immer noch im untersten Drittel liegt.

Dass das Interesse an diesem Thema enorm groß ist, zeigte sich bei unserem Oktoberstammtisch unter dem Motto „Energie in Bürgerhand – So geht’s“.

Dazu hatten wir Manfred Rössle, Vorstandsmitglied der Bürgerenergiegenossenschaft Bayern (BEG) eingeladen. Ziel der Genossenschaft ist die nachhaltige Energieversorgung in der Region, getragen von Bürgern, Kommunen, Unternehmen und Institutionen. Die Energiegenossenschaft betreibt selbst insbesondere PV-Anlagen und Windräder und berät Bürger und Kommunen.

Im Laufe des Abends konnten zahlreiche Ideen gesammelt werden, bei denen die Kommune aktiv werden kann und muss, u.a.:

  • Jährlicher Bericht der Verwaltung, um einen Überblick zum CO2-Fußabdruck der Gemeinde zu geben, damit die Bürger*innen sehen können, welche Fortschritte gemacht werden.
  • Durchführung einer Potenzialanalyse für Photovoltaik auf den Dächern der kommunalen Liegenschaften und Entwicklung eines Konzepts, wie die besten Dächer schnell genutzt werden können.
  • Überprüfung und Optimierung der Wärmedämmung der gemeindlichen Gebäude.
  • Beim eigenen Stromverbrauch auf Ökostrom umsteigen.
  • Nahwärmenetze installieren, insbesondere sollten diese in Neubaugebieten bereits bei der Erschließung berücksichtigt werden.
  • Einrichtung von e-Bike Ladestationen, insbesondere an den Pendlerbahnhöfen, aber auch in der Ortsmitte (u.a. um diese attraktiver zu machen).
  • Förderung des Neubaus von PV-Anlagen auf Privatbauten bzw. Verankerung in Bebauungsplänen.

Gute Beispiele sind bereits die PV-Anlage auf dem Hochbehälter des Wasserwerks und auf den geplanten Neubauten der Meringer Schulhorte, die insgesamt energieoptimiert gebaut werden.

Herr Rössle führte anschaulich aus, welche Möglichkeiten für Bürger und Kommunen bestehen, die Energiewende von unten Wirklichkeit werden zu lassen. Er machte klar, dass sich durch die Politik von oben (EU, Deutschland, Bayern) Veränderungen nur sehr langsam durchsetzen lassen, man aber vor Ort mit den richtigen Ideen und gemeinsam mit den Bürger*innen sehr viel bewegen kann. Die Erkenntnis, dass sich etwas umsetzen lässt und es sich sogar finanziell lohnt, motiviert und ist der Motor für Veränderung.

Folgende Informationen gab er im Laufe des Abends:

    • Sektorkopplung (z. B. Energie + Wärme) ist möglich und ideal. Ein Gesamtkonzept ist unbedingt sinnvoll.
    • Für Neubaugebiete sind Kaltwärmenetze sehr interessant (für moderne Wärmepumpen). Dafür kann die Gemeinde in einem neuen Baugebiet gleich bei der Erschließung ziemlich günstig die Voraussetzungen schaffen (Rohre verlegen). Dann steht es den Bürgern offen, sich anzuschließen. Das ist dann eine einfache Kosten-Nutzen Rechnung, die normalerweise sehr positiv ausfällt.
      Auch kann man einen Arealspeicher dazubauen, der für das Neubaugebiet als Energiespeicher dient.
    • Bei Bestandsbauten ist ein Nahwärmenetz die bessere Wahl. Dies kann sich aber auch schon ab 3 Häusern lohnen, wenn die Wege kurz sind, also dezentral. Ein Beispiel ist Burgheim, wo die BEG Betreiber der Anlage ist.
    • Die Gemeinde kann Informations- und Förderprogramme für die Bürger aufsetzen, zum Beispiel für Car-Sharing und Elektroladestationen. Hier gibt es auch Partner wie die LEW oder Stadtwerke Augsburg. Man kann auch erneuerbare Energien in Eigenheimen fördern.
    • Bei der Speichertechnologie zeigte sich Herr Rössle optimistisch, dass sich diese in den kommenden Jahren weiterhin rasant entwickelt. Beispiel: Autokarosserie als Speicher nutzbar machen, oder Greenrock Wasserspeicher.

Ein interessantes Bürgerprojekt stellte Herr Dieter Schöpf vom Förderverein des Gymnasiums Mering vor: Der Förderverein möchte eine PV-Anlage auf dem Dach des Gymnasiums betreiben. Allerdings ist der Aufwandsträger des Gymnasiums der Landkreis. Die Frage „Wer trägt das Risiko und vermarktet den Strom?“ muss noch geklärt werden. Hier könnte etwa die Bürgerenergiegenossenschaft helfen, so dass der Förderverein für eine feste Rendite das Dach und die Wartung/Verwaltung überlässt.

Positives Fazit des Abends: Merings Bürger*innen sind überzeugt, dass mehr möglich ist, und dass Mering mehr kann. Sie sind offen für neue Konzepte und wollen selbst aktiv werden.

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