Osttangente Augsburg – Zahlen und Argumente

Vielleicht hat sich der ein- oder andere gefragt, wie wir unsere Ablehnung der Osttangente Augsburg im Detail begründen. Dazu einige Erläuterungen.

Handelt es sich um eine Autobahn?

Wie Autobahnen bei uns gebaut werden sollen, ist recht übersichtlich in den Richtlinien für die Anlage von Autobahnen nachzulesen. Dort ist in der Entwurfsklasse 1 (Fernautobahn/Überregionalautobahn) ersichtlich, dass eine vierspurige Autobahn nach RQ 31 einen Standardquerschnitt von 31 m umfasst. Demgegenüber hat nach Entwurfsklasse 2 eine autobahnähnliche Straße nach RQ 28 einen Querschnitt von 28 m. Bei diesem Querschnitt handelt es sich, wie man den Abbildungen entnehmen kann, um den befestigten Teil der Straße.

Wenn wir von einer Autobahn sprechen, wird uns oft entgegengehalten, dass es sich im Fall der Osttangente nur um eine autobahn-ähnliche Straße handelt und die würde ja wesentlich unproblematischer sein. Wie man aber sieht, beträgt der Unterschied nur 3 m, also ca. 10 %. Da dieser Unterschied nicht ins Gewicht fällt, sprechen wir weiterhin von einer Autobahn.

Wieviel Fläche verbraucht die Autobahn?

Wir kennen jetzt die Breite von 28 m. Die Länge der aktuellen Planungsvariante kann mit etwa 25 km abgeschätzt werden. Damit ergibt sich eine befestigte (und damit versiegelte) Fläche alleine über die Fahrbahn von 25 000 m x 28 m = 700 000 m2, was 70 ha entspricht (2,8 ha/km). Dies ist ein Quadrat von 836 m Seitenlänge das in etwa den kompletten Innenbereich von Mering überdeckt (nur damit man eine grobe Vorstellung von den Dimensionen bekommt). Ein Fußballfeld hat eine Größe von 68 x 105 m = ca. 0,7 ha, d.h. die verbrauchte und somit versiegelte Fläche, die diese Autobahn überdeckt entspricht ziemlich genau 100 Fussballfeldern.

Flächenverbrauch Autobahn

© OpenStreetMap Mitwirkende

Wenn wir die Zahlen des „Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik, Technische Universität Wien“ im Abschnitt 4 „Flächenverbrauch“ mit einbeziehen, kommen wir zu weiteren interessanten Abschätzungen.

Dort wird der durchschnittliche Flächenverbrauch für Lärmschutz, Böschungen und anteilige Berücksichtigung für Anschlussstellen, Autobahnknoten und Rastanlagen in der Größenordnung von 5,5 ha/km angegeben. In unserem Fall wären das dann 25 km x 5,5 ha = 137,5 ha, also rund nochmal das doppelte, was die reine Fahrbahn benötigt. Das ergibt (70 + 137,5 ha = 207,5 ha), also ein Quadrat von 1440 m Seitenlänge. Die Anzahl der Fußballfelder ist nun mit 296 auf fast 300 angewachsen. Das ist die Fläche, die der Landwirtschaft und anderer Nutzung abhanden kommt (siehe nächstes Argument).

Bevor wir uns das genauer ansehen, betrachten wir noch die Aussage des Instituts, dass so eine Autobahn eine Einwirkungsbreite von ca. 50 bis 80 m nach beiden Seiten hat. Das Institut erklärt das so: ‚Inanspruchnahme von Fläche bezieht sich also nicht nur auf das Verkehrsbauwerk selbst, sondern auch auf die Flächen, die in ihrer Nutzung durch die Verkehrsanlage und durch den Verkehrsablauf beeinträchtigt sind. „Verkehrsfläche“ ist deswegen nicht dasselbe wie „Versiegelte Fläche“, da in die Verkehrsfläche auch unbebaute, nicht versiegelte Flächen eingehen‘.

Damit wird der Gesamtverbrauch einer Autobahn mit ca. 20 ha/km angegeben, also nochmal ca. 11,7 ha/km. Das ergibt eine betroffene Gesamtfläche von ca. 500 ha, also ein Quadrat mit der Seitenlänge von 2236 m (damit wird schon fast ganz Mering überdeckt) oder 714 Fußballfelder. Wie man sieht, ist der Flächenverbrauch einer Autobahn ganz erheblich und keinesfalls zu vernachlässigen, wie manche Befürworter zu suggerieren versuchen.

Wieviele Landwirte verlieren ihre Erwerbsgrundlage?

Wenn wir jetzt nur die beiden ersten Anteile, also die versiegelte Fläche und die anteilige Berücksichtigung der Zusatzbauten berücksichtigen, so kommen wir auf über 207 ha direkten und anderweitig nicht mehr nutzbare Flächenverbrauch.

Laut Statistik auf der Meringer Homepage gab es im Jahr 1999 in Mering 56 landwirtschaftliche Betriebe mit 1753 ha Gesamtfläche, d.h. ca. 31 ha Fläche pro Landwirt. Laut Bayerischem Landesamt für Statistik liegt 2014 die durchschnittliche Fläche eines Landwirts in Bayern bei ca. 34 ha. Berücksichtigt man, dass die Bauernhöfe weniger werden aber in der Fläche pro Bauernhof tendenziell größer, so ist es sicherlich nicht falsch mit dem Wert des statischen Landesamtes zu rechnen.

Damit ergibt sich, dass bei 200 ha Flächenverbrauch für die gesamte Autobahn, die Fläche für ziemlich genau 207 / 34 = 6 Landwirte verloren geht. Auch das ist für unsere Region sicherlich keine Kleinigkeit.

Fazit

Diese Betrachtungen belegen unser Argument:

„Der Flächenverbrauch der gesamten Route ist so groß, dass in etwa 6 Bauern ihre Lebensgrundlage verlieren werden. Hier von Ausgleichsflächen zu reden, ist in unserem Gebiet unrealistisch, denn der verfügbare Grund und Boden ist ja wohl kaum vermehrbar.“

Und weiter folgern wir:

„Grundsätzlich muss auch die Frage erlaubt sein, wohin der Wachstumswahn in unserer Gesellschaft führen soll. Sollen alle Flächen schrittweise zugepflastert werden und durch neue Straßen neue Verkehrsströme erzeugt werden?“

Wir fragen: Wann fangen wir damit an, endlich aufzuhören unsere uns umgebende Natur immer weiter zu reduzieren?

Wir sind der Meinung: Jetzt!

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Ein Kommentar

  1. An mich wurde herangetragen, dass bei der Berechnung der Anzahl der Landwirte, die ihre Erwerbsgrundlagen verlieren werden, das Thema Ausgleichsflächen nicht berücksichtigt ist. Die Argumentation ist wie folgt:
    „Vermutlich werden für diese Straße in dem sensiblen Gebiet Ausgleichsflächen mit dem Faktor 1 fällig werden, eventuell sogar noch ein höherer Wert. Das heißt, den Landwirten würden dann nochmal 207 ha als Ausgleichsfläche, die dann für Naturschutzmaßnahmen genutzt werden, abgekauft werden müssen. So würden dann insgesamt nach der Berechnung 12 Landwirte ihre Erwerbsgrundlage verlieren.“