Osttangente Augsburg – Kritik und Meinungen

Fast täglich gibt es mittlerweile Artikel zum Thema Osttangente in den regionalen Zeitungen.

Etwas untergegangen sein dürfte der Beitrag von Augsburg TV, wo regionale Politiker zum Thema und hier speziell zur Ablehnung der Osttangente durch den Meringer Gemeinderat befragt wurden. Über die Mediathek von Augsburg TV lässt sich das aber nachholen:

http://www.augsburg.tv/mediathek/kategorie/aktuell/video/kritik-osttangente

Die Meringer Grünen kommen in dem Beitrag nicht vor, daher stellen wir unsere Sicht der Dinge im folgenden dar. Angesichts der sehr unterschiedlichen Meinungen wird uns das Thema sicher noch länger beschäftigen. Hier ein kleiner Überblick und einige Gedanken, warum wir Grüne dieser Infrastrukturmaßnahme nicht zustimmen können.

Osttangente Überblick

© OpenStreetMap-Mitwirkende

Die dunkelblaue Route ist die existierende B17, die im Westen von Augsburg verläuft (teilweise durch die Stadt). Die gestrichelte Linie ist der aktuell bekannte Vorschlag für die neue Osttangente, die nach Aussagen der Befürworter u.a. die B17 entlasten soll.

Hier einige Argumente gegen die Osttangente ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

  • Die Befürworter nennen als einen Hauptgrund für die neue Trasse, dass die heutige B2 an der Grenze ihrer Belastung angekommen ist. Die Zwangsläufigkeit, dann eine neue Straße zu bauen und das auch gleich noch vierspurig, wird nicht hinterfragt. Auch kann man bezweifeln, ob die B2 an ihrer Belastungsgrenze angekommen ist. Was bedeutet „Belastungsgrenze“ denn eigentlich und wer definiert das? Vergleicht man z.B. den Verkehrsfluss auf der B2 zwischen Mering und Augsburg-Hochzoll mit dem Stadtverkehr in München (z.B. mittlerer Ring oder Landsberger Str.) und dem Stadtverkehr in Augsburg (z.B. Friedberger Str.), so stellt man fest, dass der Verkehr auf der B2 deutlich besser fließt und wesentlich seltener Staus auftreten.
  • Angeblich brauchen wir die Osttangente für die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises und der Gewerbegebiete. Die Politiker, die dies behaupten versäumen aber einen Plan vorzulegen, wie sie sich diese Entwicklung vorstellen, geschweige denn, dies in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Wo sollen diese Gewerbegebiete entstehen? Wollen wir riesige Logistikzentren mitten in unseren Naherholungsgebieten? Wollen wir mehr Industrie oder mehr Dienstleistung oder mehr Tourismus? Bereits jetzt haben wir gute Verkehrsverbindungen zur A8 und A96. Glaubt man wirklich, dass es für betriebswirtschaftlich denkende Unternehmer von Bedeutung ist, wenn sie evtl. in 20 Jahren 2-3 Minuten schneller auf der A8 sind? Wäre es evtl. nicht viel wichtiger, die Verbindung zur A8 über Odelzhausen durch Ortsumgehungen zu fördern?
  • Diese Argumente und andere stammen überwiegend vom staatlichen Stadtbauamt Augsburg, welches schon seit Jahren die Osttangente wünscht. Aus Augsburger Sicht kann man das verstehen. Wir sollten uns aber davor hüten, diese interessengesteuerten Argumente ungefragt zu übernehmen.
  • Man muss es klar sagen, die Osttangente wird eine autobahn-ähnliche, 4-spurige Trasse werden mit Seitenstreifen, Mittelstreifen und ohne Geschwindigkeitsbegrenzung. Wenn von Lokalpolitikern immer wieder gesagt wird, „es ist ja nur eine Bundesstraße“, so ist dies eine gezielte Verharmlosung.
  • Mering soll das geplagte Kissing dabei unterstützen die Ortsumfahrung zu realisieren. Dass das Kissinger Problem hausgemacht ist, wird ebenfalls nicht diskutiert. Die jetztige B2 ist seinerzeit als Umgehungsstrasse für Kissing eingerichtet worden. Wie kann man Baugebiete für Wohnbebauung direkt an der Umgehungsstraße zulassen und sich dann wundern, dass die Anwohner auf die Barrikaden gehen? Auch hier ist die 4-spurige Umfahrung nicht die einzig mögliche Lösung.
  • Der Flächenverbrauch der gesamten Route ist so groß, dass in etwa 4 Bauern ihre Lebensgrundlage verlieren werden. Hier von Ausgleichsflächen zu reden, ist in unserem Gebiet unrealistisch, denn der verfügbare Grund und Boden ist ja wohl kaum vermehrbar. Wir zitieren einen Landwirt aus Mering mit den Worten „Landwirtschaft in den Lechauen wird mit diesem Projekt nicht mehr möglich sein“.
  • Auf der Fläche zwischen Königsbrunn und Lech haben sich kleine Landwirtschaftsbetriebe, Pferdezüchter und Gastronomen angesiedelt und es wird ausgiebig als Naherholungsgebiet genutzt. Die Osttangente wird mitten durch dieses Gebiet führen und es damit als Lebensmittelpunkt und Erholungsort zerstören.
  • Die Naherholungsgebiete am Lech und deren Zugang sind von großer Bedeutung für unsere Region. Erholung für Spaziergänger, Wanderer, Läufer und Radler beginnt heute direkt am Ortsrand von Mering und Kissing mit Wegen durch Felder, Magerrasenbiotope und Naturschutzgebiete wie die Kissinger Heide. Viele Familien und Senioren wählen Mering als Wohnort auch aus diesem Grund. Die neue Trasse läuft mittendurch und wird nach vorliegender Planung weitgehend kreuzungsfrei gebaut werden. Damit wird der ortsnahe Erholungsraum von Mering und Kissing durch Lärm und Gestank zerstört und ein Zugang zu den Lechauen nur noch über wenige Brücken oder Tunnel möglich sein. Das entwertet diese Erholungsgebiete und senkt die Lebensqualität für Mering und Kissing.
  • Die Trasse wird durch und entlang europaweit bedeutender Naturschutzgebiete (Augsburger Stadtwald, Kissinger Bahngruben und Kissinger Heide) führen und die Auswirkungen sind völlig unklar. Die untere Naturschutzbehörde verfolgt seit langem das Ziel, einen Biotopverbund zu schaffen. Dieses Ziel ist dann nicht mehr umsetzbar. An der Staustufe 23 muss eine 4-spurige Brücke komplett neu gebaut werden, parallel zum Betrieb der alten Trasse. Dies wird nicht ohne Eingriffe in das direkt angrenzende Naturschutzgebiet „Augsburger Stadtwald“ gehen.
  • Im unteren Bereich, südlich von Königsbrunn, verläuft die Route durch ein Wasserschutzgebiet, das bisher vor Straßenbau geschützt war. Man darf gespannt sein, mit welchen Kunstgriffen der Bau durch dieses Gebiet dann doch ermöglicht werden soll.
  • Alle Politiker, die dieses Projekt befürworten, erklärten öffentlich, dass sie hauptsächlich die Ortsumfahrung Kissing und Friedberg (Süd) wollen. Sie sehen aber keine Chance, diese „Kleinprojekte“ im Bundesverkehrswegeplan 2015 unterzubringen. Daher wollen sie jetzt die 4-spurige Großlösung „Osttangente“ einbringen, da Großprojekte eine bessere Chance haben in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen zu werden. Es wird also ganz offen gesagt, dass man das Großprojekt eigentlich nur will, um die zwei kleineren Ortsumfahrungen realisieren zu können. Besser kann man unsere Steuergelder, unsere Natur, Umwelt und Heimat nicht verschwenden.
  • Grundsätzlich muss auch die Frage erlaubt sein, wohin der Wachstumswahn in unserer Gesellschaft führen soll. Sollen alle Flächen schrittweise zugepflastert werden und durch neue Straßen neue Verkehrsströme erzeugt werden? Ja, Mering wird in den nächsten Jahren wohl noch etwas wachsen, aber auch das sind nur Prognosen, die von Menschen gemacht und nicht gottgegeben sind. Der Bau dieser vierspurigen autobahn-ähnlichen Trasse ist nicht die einzige Lösungsmöglichkeit.

Das sind wichtige Aspekte, die gegen diese neue Trasse sprechen. Wir werden in der nächsten Zeit weitere Punkte einbringen. Uns würde aber auch interessieren, wie Sie die Thematik sehen. Diskutieren Sie mit und schreiben Sie einen Kommentar.

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7 Kommentare

  1. Ein klares JEIN! 🙂 Dass eine vor Jahrzehnten gebaute Umgehungsstraße mittlerweile aufgrund von Gewerbeflächen und Wohnbau nicht mehr wirklich umgeht muss man den Kissingern nicht ankreiden. Der Ort war noch nie sonderlich attraktiv, weil Bahnhof und Einkaufsmöglichkeiten schon immer elend weit von den Wohngebieten entfernt – und dass das Kreuzen der B2 innerorts gefährlich und für den Durchreisenden die Ampeln lästig sind, bleibt unbescholten.

    Aber: Gleich einen autobahnähnlichen Ausbau einer meiner Erfahrung nach eher „dünn“ befahrerenen Straße voranzutreiben – das ist mit Kanonen auf Spatzen schießen.

    Vorschlag: Erweiterung der B2 auf eine dreispurige Trasse mit Überholmöglichkeiten, ähnlich der B300 Richtung Ingolstadt und Umgehung Kissing über die bereits teilweise bestehende Ausweichstraße auf der anderen Bahnseite (dann müsste HASIT etc. Land abgeben und nicht der Naturschutz). Entweder entlang der Bahntrasse weiterlaufen bis zum P+R Mering St. Afra oder Rückführung auf die bereits bestehende B2 gleich hinter WEKA und dann (von mir aus!) ampelfreier Umbau um Mering mit Ableitung Richtung Königsbrunn. Und dabei die Langläufer, Radfahrer und Badenixen am Stausee und Lech nicht vergessen und Fußgänger Über- bzw. Untergänge einplanen.

    Minimalinvasive Eingriffe könnten doch beiden Seiten dienen, oder?

    Das würde doch weniger Schaden anrichten

  2. Unglaublich, wie über Tatsachen und Fakten hinweggegangen wird, wenn eine Verkehrstrasse durch ein Grundwasser-Naturschutz- und ausgewiesenes Naherholungsgebiet geführt werden soll – um gleich noch einmal WAS?! zu erreichen mit der 4-spurigen Straße? Dass nicht mehr 60 oder siebzig gefahren werden muss wie auf der bisherigen B17 in Teilbereichen? Das bezweifle ich, denn auch bei dieser Straßenführung kämen Auflagen an diversen Stellen – und letztlich käme statt Entlastung nur mehr Verkehr…

    Ganz abgesehen von den sonstigen Risiken.

    Und weil eine B2-Verlagerung zur Entlastung Kissings und Friedberg/Augsburg-Wests (ob selbst verursacht oder nicht, sei nun einmal dahingestellt) voraussichtlich (sonst?) nicht zu erreichen wäre also gleich den Hammer für die ganze Region auspacken?

    Nein Danke.

    Wäre gut, bevor der Antrag weitergeht, die Strassenplanung rauszustreichen …

  3. Ich schließe mich eurer Meinung an. Wenn durch den Bau Naturschutzgebiete und Lebensräume für Pflanzen und Tiere zerstört werden, außerdem noch Bauern ihre Anbauflächen verlieren, dann sollte diese Straße auf keinen Fall gebaut werden.

    1. Menschheit wächst und wächst! Und immer mehr Verkehr Staus Alltags Stress! Keine Geduld, ich kann mich ganz genau erinnern wie B17 gebaut und da gabst auch Kritik!
      Ein Großes JA !!!!

      1. Ist es gottgegeben, dass die Menschheit wächst? Wir als denkende Wesen sollten als einzige denkende pezies auf diesem Planeten in der Lage sein das zu ändern. Als Argument für die Osttangente taugt da aus meiner Sicht gar nicht. In Deutschland haben wir bereits eine sehr hohe Bevölkerungsdichte. Ein Bevölkerungsrückgang wäre daher mehr als sinnvoll. Das würde ganz automatisch den Druck auf den Flächenfraß und sonstige Begehrlichkeiten ändern.

        Unabhängig von diesen Überlegungen muss aber die Frage erlaubt sein, ob es immer so weitergehen muss. Dieser Planet ist begrenzt und verträgt keine ewiges Wachstum. Kein stetiges Höher, Weiter, Schneller. Wir machen uns was vor, wenn wir glauben, dass wir ja nur noch diese Straße bauen wollen. Wann ist Schluß mit diesem Denken? Warum nicht jetzt gleich? Werden wir glücklicher, wenn wir eine Straße mehr haben?

        Und als letzten Punkt gilt, dass lokale Verkehrsprobleme nicht nur durch mehr Straßen gelöst werden können. Die Erfahrung zeigt, dass neue Straßen letztlich nur noch mehr Verkehr erzeugen. Warum nicht mal in andere Richtungen denken? Wie kann man Verkehr vermeiden? Kann Verkehr nicht in anderer Form stattfinden? Es gibt z.B. öffentlichen Nahverkehr und Radfahren. Es gibt nie nur eine Lösung auch wenn uns manche das weismachen wollen.

        Ich bleibe bei meinem klaren und großen NEIN!

        1. Sehr geehrter Herr Kaiserswerth ,

          ich gebe Ihnen recht ,die Weltbevölkerung muß nicht weiterwachsen.Auch hier in Mering muß sie nicht wachsen.Allerdings sind die Bemühungen der Grünen möglichst viele sog.Asylanten hier anzusiedeln kontraproduktiv.Das sollten Sie mal überdenken.

          2. Zur Osttangente : Auch hier gebe ich Ihnen recht .Es ist eine autobahnähnliche Ostumfahrung nicht notwendig.Was aber sehr notwendig ist ,das ist eine Entlastung der Anwohner in Mering und Kissing durch Umgehungsstraßen.Diese reichen zweispurig mit vielleicht einer kurzen Überholspur sicher aus.Ein Zweig müsste von der Verbindungsstrasse Mering – K´brunn vor der Einmündung in die B2 kreuzungsfrei abgehen und westlich der Bahnlinie kreuzungsfrei bis nördlich Kissing geführt werden,dort in den Kreisverkehr in die B2 einmünden und kreuzungsfrei bis zur B300 auf der vorhandenen Trasse geführt werden.Ab da ist die Umfahrung schon fertig.
          Der zweite Arm wird ab der Einmündung Mering in die B2 bis etwa Höhe St.Afra geführt und zweigt dort in eine Umfahrung Mering ,Hörmannsberg,Ried ab.Hinter Ried mündet die Umfahrung in die vorhandene Staatsstraße .Der weitere Verlauf bis Odelzhausen ist bereits umfahren.Das gibt nur einen sehr geringen Flächenverbrauch und entsprechend geringe Kosten. Die neu zu bauenden Abschnitte können zügig ohne Umleitungen und andere Behinderungen gebaut werden.
          Ich frage mich natürlich wer setzt sich dafür ein ? Und was können Sie erreichen ?